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Donnerstag, 17. März 2011

PdW - Teil 11: Die Übel der Zunge

Hier werden die schlechten Taten aufgeführt, die man mit der Zunge begehen kann. Dazu gehören nicht nur die Verleumdung, üble Nachrede, Beschimpfungen und Lügen, sondern auch die Heuchelei. Abschließend zu diesem Themenkomplex über das Verbot schlechten Handelns wird die Notwendigkeit zu schneller Umkehr und Reue betont.

 

7.8 Verleumdung und üble Nachrede


Und wer einen Fehler oder eine Sünde begeht und sie dann einem Unschuldigen zur Last legt, der trägt eine Verleumdung und eine offenkundige Sünde (4: 112)

Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:
Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagte: „Hütet euch vor Verdächtigungen; denn Verdächtigung ist das Größte aller Lügen; sucht nicht mit Vorbedacht nach euren Fehlern und spioniert einander nicht nach. Macht einander keine Konkurrenz in ungerechterweise, seid einander nicht neidisch und missgünstig, wendet euch nicht voneinander ab und seid Allahs Diener, brüderlich zueinander.“ [Sahih Muslim Nr. 4646 (im arabischen)]

Als ihr es mit euren Zungen übernahmt und ihr mit eurem Mund das ausspracht, wovon ihr keine Kenntnis hattet, da hieltet ihr es für eine geringe Sache, während es vor Allah eine große war. Und warum sagtet ihr nicht, als ihr es hörtet: „Es kommt uns nicht zu, darüber zu reden. Gepriesen seiest Du! Dies ist eine arge Verleumdung.“? Allah ermahnt euch, nie wieder dergleichen zu begehen, wenn ihr Gläubige seid. Und Allah erklärt euch die Gebote; denn Allah ist Allwissend, Allweise. (24:15-18)

Allahs Gesandter verbot Verleumdung, üble Nachrede und das Zuhören bei übler Nachrede. (Ibn Umar; Rijadu-s-slihin)

O ihr, die ihr glaubt! Lasst nicht eine Schar über die andere spotten, vielleicht sind diese besser als jene; noch (lasst) Frauen über (andere) Frauen (spotten), vielleicht sind diese besser als jene. Und verleumdet einander nicht und gebt einander keine Schimpfnamen. Schlimm ist die Bezeichnung der Sündhaftigkeit, nachdem man den Glauben (angenommen) hat, und jene, die nicht umkehren – das sind die Ungerechten. O ihr, die ihr glaubt! Vermeidet häufigen Argwohn; denn mancher Argwohn ist Sünde. Und spioniert nicht und führt keine üble Nachrede übereinander. Würde wohl einer von euch gerne das Fleisch seines toten Bruders essen? Sicher würdet ihr es verabscheuen. So fürchtet Allah. Wahrlich, Allah ist Gnädig, Barmherzig. O ihr Menschen, Wir haben euch aus Mann und Frau erschaffen und euch zu Völkern und Stämmen gemacht, auf dass ihr einander erkennen möget. Wahrlich, vor Allah ist von euch der Angesehenste, welcher der Gottesfürchtigste ist. Wahrlich, Allah ist Allwissend, Allkundig. (49:11-13)

7.9 Beschimpfungen und schlechte Worte


Allahs Gesandter hat gesagt: „Die schwerwiegendste Sache, die für den Gläubigen am Tage der Auferstehung in die Waagschale gelegt wird, ist ein guter Charakter, und Allah verabscheut gewiss den (Menschen), der unanständige und beleidigende Worte gebraucht.“ (Abu Darda; Tirmidhi)

Anas berichtete: „Ich diente dem Propheten zehn Jahre lang, und er hat nie Missfallen über mich geäußert oder gesagt: „Warum hast du das gemacht“, oder: „Hättest du das (nur) nicht getan.“ (Anas; Buchari)

Anas berichtete: Der Prophet (Allahs Segen und Heil auf ihm) war keiner, der schimpfte oder unzüchtige Reden führte oder fluchte. Wenn er einen von uns tadeln wollte, pflegte er zu sagen: „Was ist los mit ihm? Möge seine Stirn staubig werden.“ (D.h., er soll sich im Gebet niederwerfen.) (Anas; Buchari)

Abu Huraira (radiyallahu ´anhu) berichtete, dass der Gesandte Allahs (sallalahu ´alaihi wa sallam) gesagt hat: „Wisst ihr, wer wirklich völlig mittellos ist?“ Sie antworteten: „Völlig mittellos ist derjenige unter uns, der weder Geld noch nützliches irdisches Gut hat.“ Daraufhin sagte er: „Der Mittellose meiner Gemeinde ist derjenige, der am Tag des Gerichts mit verrichtetem Gebet, Fasten und Zakat erscheinen wird, jedoch hat er auch jemanden beschimpft, jemanden beschuldigt, Unzucht begangen zu haben, jemandem zu Unrecht
Geld bzw. Besitz genommen, das Blut von jemandem vergossen, jemanden  geschlagen. Dann wird jedem, der von ihm ungerecht behandelt wurde, ein Teil seiner guten Taten gegeben, soweit noch gute Taten von ihm übrig sind. Falls jedoch seine guten Taten aufgebraucht sind, bevor die Ungerechtigkeiten, die er verübt hat,
ausgeglichen wurden, wird von den schlechten Taten der von ihm ungerecht Behandelten genommen und ihm aufgebürdet, und er wird ins Feuer geworfen.“ (Dies berichtete Muslim.)

Allahs Gesandter stieg auf den minbar und rief mit erhobener Stimme: „O Gemeinschaft , die ihr den Islam (erst) mit der Zunge angenommen habt, und (denen) der Glaube (noch) nicht ins Herz gedrungen ist, ihr sollt die Muslime nicht belästigen, sie nicht beschimpfen und ihre Schwächen nicht aufdecken. Wer die Schwäche seines Muslim-Bruders aufdeckt, dessen Schwäche wird Allah aufdecken, und wem Allah eine Schwäche aufdeckt, den stellt er bloß, selbst wenn er sich in seinem Kamelsattel versteckt hätte. (Ibn Umar; Tirmidhi)


 7.10 Lügen

Safuan ibn Silim sagte: Der Prophet (sas) wurde gefragt, ob ein Gläubiger ein Feigling sein könne, und er bejahte es. Dann wurde er gefragt, ob er geizig sein könne, und er antwortete mit Ja. Dann wurde er gefragt, ob er ein Lügner sein könne und er sagte Nein. (Malik 2-990)

Dieses Hadith bedeutet nicht, dass ein Muslim feige und geizig sein darf, sondern dass es sich bei diesen Eigenschaften um Schwächen handelt, die ein Mensch haben kann, ohne dass er dadurch kein Gläubiger mehr wäre. Die Lüge jedoch ist mit dem Glauben unvereinbar, da ein Mensch, der ohne Skrupel lügt und dem die Aufrichtigkeit fehlt, in die Heuchelei abrutscht. 

Abdullah ibn Masud berichtete: Der Prophet (sas) sagte: "Haltet euch an die Wahrhaftigkeit! Wahrlich, die Wahrhaftigkeit führt zu Güte und die Güte führt zum Paradies. Und jemand spricht solange die Wahrheit, bis er bei Allah als Wahrhaftiger niedergeschrieben wird. Wahrlich, die Lüge führt zur Übertretung, und die Übertretung führt zur Hölle. Und jemand lügt solange, bis er bei Allah als Lügner aufgeschrieben wird. (Buchari, Muslim uvm.)
Abdullah ibn Amir berichtete: Meine Mutter rief mich eines Tages zu sich, als der Prophet (sas) bei uns saß und sagte zu mir: "Komm her und ich gebe dir etwas." Der Prophet fragte sie: "Was wolltest du ihm geben?" Sie antwortete: "Datteln." Der Prophet (sas) erwiderte ihr: "Wenn du ihm nichts gibst, wird das für dich als Lüge aufgeschrieben."

Der Prophet (sas) sprach: Haltet euch an die Wahrheit, wenn sie auch die Vernichtung für euch bedeutete, denn bei ihr ist doch die Rettung. Und meidet die Lüge, wenn sie auch für euch die Rettung bedeutete, denn in ihr liegt die Vernichtung.  (Ibn Abi-d-Dunja)

Der Prophet (sas) sagte: Es ist ein großer Verrat, dass du deinem Bruder etwas sagst, das er dir glaubt, während du ihn belügst.  (Ahmad)


Der Prophet (sas) sprach: Unterlasse alles, was dir zweifelhaft erscheint zugunsten dessen, was in dir keine Zweifel weckt. Wahrlich, die Lüge geht einher mir Unsicherheit und die Wahrhaftigkeit geht einher mit Geborgenheit (Tirmidhi)

7.11 Heuchelei

O ihr, die ihr glaubt, warum sagt ihr, was ihr nicht tut? Höchst hassenswert ist es vor Allah, dass ihr sagt, was ihr nicht tut. (61:2-3)

Und unter den Menschen gibt es manch einen, dessen Rede über diese Welt dich in Verwunderung versetzen mag; und er ruft Allah zum Zeugen an für das, was in seinem Herzen ist. Und dabei ist er der streitsüchtigste Widersacher. Wenn er sich abwendet, bemüht er sich, überall auf der Erde Unheil zu stiften und vernichtet das Ackerland und die Nachkommenschaft. Und Allah liebt das Unheil nicht. Und wenn ihm gesagt wird: „Fürchte Allah!“, überwältigt ihn sündhafter Stolz. Gahannam (die Hölle) ist in angemessenes Entgelt für ihn – was für eine schlechte Ruhestätte! (2:204-206)

Manche Menschen betrügen andere mit ihrer Zunge, aber sie können Allah nicht belügen. Ihre Taten stimmen nicht mit ihren Worten überein, was sie  zu Heuchlern macht. Sie werden  im Streit übertreiben und zerstörerisch handeln, was keine Eigenschaft der Mu’minin ist. Bei sich und denjenigen, die den Heuchlern folgen,  vernichten sie auch den Segen Allahs. Die wahren Gläubigen (Mu’minin) sind einfach, gemäßigt und verzeihend. 

Die Heuchler und Heuchlerinnen gehören zueinander. Sie gebieten der Böse und verbieten das Gute; und ihre Hände bleiben geschlossen (soll z.B.heißen: sind geizig). Sie haben Allah vergessen, und so hat Er sie vergessen. Wahrlich, die Heuchler sind wahre Frevler. (9:67)…..
Und die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind einer des anderen Beschützer: sie gebieten das Gute und verbieten das Böse und verrichten das Gebet und entrichten die Zakah und gehorchen Allah und Seinem Gesandten. Sie sind es, derer Allah Sich erbarmen wird. Wahrlich, Allah ist Erhaben, Allweise. (9: 71)

Der Prophet (Allahs Segen und Heil auf ihm) hat gesagt: „Es gibt vier (Wesenszüge). Wer sie hat, ist zweifellos ein Heuchler, und wer eine von ihnen hat, hat einen Wesenszug der Heuchelei, bis er ihn abgelegt hat: Wenn ihm etwas anvertraut wird, handelt er treulos, wenn er etwas erzählt, lügt er, wenn er etwas verspricht, bricht er sein Versprechen, und wenn er streitet, wird er maßlos (und beleidigend).“ (Abdullaj Ibn Umar; Buchari)

Selten hielt Allahs gesandter (Allahs Frieden und Heil auf ihm) eine Ansprache, ohne zu sagen: „Keinen Glauben hat der, dem man kein Vertrauen entgegenbringt, und ohne Religion ist der, der seine Zusagen nicht einhält.“ (Anas; Mischkat)

Allahs Gesandter (Allahs Segen und Heil auf ihm) hat gesagt: „Ihr werdet am Tag der Auferstehung den als den schlechtesten der Menschen vorfinden, der zwei Gesichter hatte, und diesem mit dem einen und jenem mit dem anderen begegnete.“ (Abu Hurlira; Buchari, Muslim)

7.12 Aufgeschobene Reue

Nur diejenigen haben bei Allah Vergebung zu erwarten, die in Unwissenheit Böses tun und hierauf beizeiten umkehren. Diesen wendet sich Allah wieder gnädig zu; und Allah weiß Bescheid und ist Allweise. Diejenigen aber haben keine Vergebung zu erwarten, die schlechte Taten begehen, und die erst, wenn sie zum Sterben kommen, sagen: „Jetzt kehre ich um.“ Auch diejenigen, die als Ungläubige sterben. Für sie haben Wir eine schmerzhafte Strafe bereitet. (4:17-18)

Es gibt einen wunderschönen Ausspruch, der den oben angeführten Gedanken zusammenfasst: Dir wurde versprochen, dass dir Vergebung zuteil werde, wenn du morgen umkehrst; aber der morgige Tag wurde dir nicht versprochen…

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